Wednesday, June 13, 2012

Die drei Steine (1)



"Ein Paar Schuhe sind ein geringer Preis für dieses Erlebnis"



Als nach einem langen Winter der Frühling endlich kam, trat der alte Mann vor sein Haus und blickte prüfend in den Himmel. Die Sonne zerschmolz den Schnee, die Bäume bekamen grüne Blätter und er wußte, dass die Zeit für eine lange Reise gekommen war. Und so begab es sich, dass er sein Bündel schnürte, ein letztes Mal den Hof fegte und ihn eine große Traurigkeit überkam, die er sich nicht erklären konnte. Kojote sah dies und da er den alten Mann in sein Herz geschlossen hatte, beschloss er seinem Freund ein Geschenk zu machen, um ihm diese Traurigkeit zu nehmen. Da er wußte, dass der alte Mann bescheiden war und nicht ohne weiteres ein Geschenk annehmen würde, sann er auf eine List. Und so schlich er sich heimlich in das Haus und stahl die Erinnerungen des Mannes, die sich unter dem Bett, in den Büchern oder in der Feuerstelle versteckten und fing vergessene Träume, die unbeachtet vom alten Mann über dem Bett in der Luft spielten. Dies alles steckte Kojote in seinen Medizinbeutel und schlug damit auf den Tisch, so dass der Boden zitterte. Als er den Beutel öffnete kam ein Stein heraus, den er in 3 Teile zerbrach. "Nun, mein alter Freund" sprach er, "das wird dir helfen..." und warf die drei Steine mit großer Kraft in das weite Land hinaus.


Unterdessen wanderte der alte Mann in das Land hinein, ließ die Sonne seine Knochen wärmen und stieg dann auf einen nahgelegenen Hügel. In der Ferne sah er einen alten Baum mit einer mächtigen Krone. "Ein guter Platz zum Lagern", sprach er zu sich selbst und ging auf diesen Weg nun weiter bis zum späten Abend. Er grüßte den Baum wie einen alten Freund und breitete dann unter seinem Dach die Decke aus, um sich schlafen zu legen. Doch als er so lag, wollte der Schlaf nicht kommen, denn ein Stein unter der Decke plagte seinen Rücken. "Nanu, wie kommt das?" dachte der Mann, denn er war immer sorgsam und entfernte Äste und Steine, die seinen Schlaf stören konnten. Aber als er den Stein in der Hand hielt und in die Nacht werfen wollte, brachte er es nicht über sein Herz. "Seltsam, ich werde Bruder Waschbär befragen, der weiß immer Rat."

Am nächsten Morgen suchte er den Waschbären in seiner Höhle auf. "Schlauer Waschbär, ich habe diesen Stein gefunden. Sag mir, was er bedeutet, denn ich kann mich nicht von ihm trennen!" Der alte Mann gab dem Waschbär den Stein. "Ein Stein?" fragte der Waschbär und hielt diesen dicht vor seine Augen, rollte ihn dann zweimal zwischen seinen Pfoten und warf ihn einmal in die Luft. "Das ist ein ausgesprochen schöner und seltener Stein" sprach er und legte diesen vorsichtig in Hände des Mannes zurück. "Und du solltest ihn gut aufbewahren. Aber komm und teile eine Mahlzeit mit mir." Der Waschbär führte den alten Mann zu einem wunderschönen Fluß und am schattigen Ufer setzte er sich auf den Boden. Der alte Mann ließ sich neben dem haarigen Gesellen nieder und sie teilten das Brot und Obst, die er in seiner Tasche mit dabei hatte. Nach einer Weile des geselligen Schweigens sah der Waschbär tief in das Herz des alten Mannes und setzte zum Sprechen an: "Dieser Stein ist wie dein Verstand, scharf und mächtig. Kann dein Verstand die Schönheit des Flusses ermessen?". "Natürlich" sprach der alte Mann "eine Leichtigkeit!" und setzte zum Denken an. Aber so sehr er es versuchte, die Stirn in Falten legte und seine Augenbrauen sich sträubten, es wollte ihm nicht gelingen. So rief er zornig aus: "Was für ein Nutzen hat mein Verstand, wenn ich diese einfache Sache nicht begreifen kann?" Und da entgegnete ihm Waschbär: "Dein Herz sieht an Orten, an dem dein Verstand nicht von Nutzen ist."

Und so verabschiedete der Waschbär den alten Mann, der daraufhin seine Wanderung wieder aufnahm. Er wunderte sich noch eine Weile über die gehörten Worte, aber weil er keinen Sinn darin finden konnte, vergaß er diese wieder. Der Frühling hatte das Land nun fest im Griff und der alte Mann wanderte durch die hohe Berge und die schöne Täler. Manchmal vergaß er sogar seine Traurigkeit und dann sang er laut und falsch aus vollem Herzen. An einem tiefen klaren See machte er Halt und bereitete sein Lager für die Nacht vor. Und wie er in der Abendsonne am Ufer saß und voller Frieden auf das Wasser hinausblickte, glaubte er ein Blinken und Glitzern im Wasser wahrzunehmen. Er schüttelte den Kopf und blinzelte zweimal, aber das Glitzern blieb. Neugierig geworden sprang er ins Wasser, tauchte auf den Grund hinab und seine Hand umfasste einen Stein.


Hier gehen die Abenteuer des alten Mannes weiter...

2 comments:

  1. Das mit dem *weiter* wird noch dauern, denn die Geschichte geht eigentlich nicht gut aus. Da mir der alte Mann auf seiner Wanderung jedoch ans Herz gewachsen ist, denke ich, dass er ein besseres Ende verdient hat. Ich lasse die Ideen dazu noch ein wenig in meinem Kopf herumwandern...

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