Friday, August 31, 2012

Bratwurst, Bier und Theologie (2)

Angesichts der Schrecken in der Göttlichen Komödie: Können unsere dunklen Seelen überhaupt noch gerettet werden? Können wir für die Häresie - begangen in aller Unschuld auf einem Betriebsfest - Vergebung erwarten?

Den Göttern ist es ein Leichtes sich der Verantwortung gegenüber den Sterblichen zu entziehen. Neben der Unsterblichkeit und Allwissen ist es vor allem die Allmächtigkeit, die es möglich macht jeden Zweifel auszusitzen. Natürlich kann ein Gott einen so schweren Stein erschaffen, dass er diesen selber nicht mehr in die Höhe heben kann... und wer daran zweifelt, wird bestraft. Dafür gibt es - je nach Religion - ein eigens entwickeltes Instrumentarium, dass auch nach dem Tod des Zweifelnden zum Einsatz kommen kann. Oh, du süße Gerechtigkeit! Alleine die Vorstellung, dass der meckernde Nachbar nach seinem Tod in einem See aus kochendem Blut waten wird, hat sicher den einen oder anderen mit dem Glauben versöhnt und diesen zu einem regelmäßigen Kirchgänger gemacht.

Wednesday, August 29, 2012

Bratwurst, Bier und Theologie (1)

Betriebsfeste. Eine Angelegenheit, die es ermöglicht, dass sich Management und gewöhnliches Arbeitsvolk auf gleicher Augenhöhe treffen. Wie der geneigte Leser sicherlich gleich erraten hat, wurde von dem Unternehmen, bei dem ich angestellt bin, die jährliche Betriebsfeier ausgerufen und wie es nun einmal so ist, geht man zuerst einmal mit gemischten Gefühlen auf so eine Festivität. Vor dem inneren Auge sieht man eine Zusammenrottung schwer alkoholisierter Arbeitskollegen, die falsch singen, merkwürdig tanzen und sonderbare Verhaltensweisen an den Tag legen. Und die besagte Begegnung auf gleicher Augenhöhe? Die findet zur fortgeschrittener Stunde unter dem Tisch, auf Knien und Hände gestützt, statt. Solche Bilder im Kopf kommen ja nicht irgendwo her: Ein gerüttelt Maß an bisherigen eigenen Erfahrungen, als auch Erfahrungen aus zweiter Hand (Bücher!) tragen dazu bei. In letzteren Fall ist Eckhard Henscheid schuld, der nicht nur ein Meister der deutschen Sprache, sondern auch ein scharfer Beobachter der Niederungen deutscher Betriebsfeierlichkeiten ist. Zeugnis davon findet sich in dessen Trilogie des laufenden Schwachsinns, wo unter anderem mit Hilfe eines Lachsacks jegliche höhere Gesellschaftskultur bei einem Betriebsfest vom Tisch gemäht wird. Kurzum: Es reiht sich eine Peinlichkeit an die andere und man fragt sich, ob man das Bild des Kollegen, dessen Kopf in einem Mülleimer steckt, jemals wieder aus seinem eigenen Kopf heraus bekommt. Die Illusion, dass die Kollegen aufrecht gehende Menschen sind, die eine gewisse Würde und Anstand besitzen, ist nicht ganz unwichtig für das Betriebsklima und den unbefangenen Umgang miteinander.

Wednesday, August 22, 2012

Homo Smartphone

Die Nacht ist unmoralisch und die Möglichkeiten, die sich im Schutz der Dunkelheit bieten, sind ungezählt. Manches davon ist verwerflich, anderes grober Unfug und manchmal sind schauderhafte Balzrituale der Stadtbewohner zu beobachten, bei dem Fremdschämen eine ganz neue Bedeutung bekommt. Mit diesen Gedanken bewaffnet ging ich in froher Erwartung zu einer Festivität, deren Abschluss mit klassischer Musik aus turmhohen Boxen und Feuerwerk zelebriert wurde. Dazu Ansprachen über verstorbene Kulturschaffende, deren Namen Normalsterblichen nichts sagen - was will man mehr? Und siehe da: Das gemeine Volk tummelte sich schon in froher Erwartung an den Ufern der Donau. Eng umschlungen? Händchen haltend? Männliches Spontansteppen angesichts einer hübschen Frau? Nein, das war einmal. Der heutige Mensch ist die unterträgliche Verlängerung eines technischen Gerätes, dass unter den Namen Smartphone firmiert. Zur Bedienung braucht man im Regelfall zwei Hände und Konzentration, denn die rituelle Handlung der Sichtung von E-Mails, Facebook Einträge und SMS verlangt einiges ab. Das Zwischenmenschliche im realen Raum stört da eher, vor allem da das Ritual der Informations-Speisung mehrmals die Stunde durchgeführt werden muss. In der Wiederholung liegt die Kraft!