Friday, August 31, 2012

Bratwurst, Bier und Theologie (2)

Angesichts der Schrecken in der Göttlichen Komödie: Können unsere dunklen Seelen überhaupt noch gerettet werden? Können wir für die Häresie - begangen in aller Unschuld auf einem Betriebsfest - Vergebung erwarten?

Den Göttern ist es ein Leichtes sich der Verantwortung gegenüber den Sterblichen zu entziehen. Neben der Unsterblichkeit und Allwissen ist es vor allem die Allmächtigkeit, die es möglich macht jeden Zweifel auszusitzen. Natürlich kann ein Gott einen so schweren Stein erschaffen, dass er diesen selber nicht mehr in die Höhe heben kann... und wer daran zweifelt, wird bestraft. Dafür gibt es - je nach Religion - ein eigens entwickeltes Instrumentarium, dass auch nach dem Tod des Zweifelnden zum Einsatz kommen kann. Oh, du süße Gerechtigkeit! Alleine die Vorstellung, dass der meckernde Nachbar nach seinem Tod in einem See aus kochendem Blut waten wird, hat sicher den einen oder anderen mit dem Glauben versöhnt und diesen zu einem regelmäßigen Kirchgänger gemacht.


Da stellt sich dem einfachen Gläubigen natürlich die Frage, von welcher Wesensart seine Götter sind, denen er huldigen soll. Eine Frage, bei der sich die Diskussionsrunde - trotz Bratwürste und Bier - die Resthaare gerauft hat. Die Christen beispielsweise tun sich traditionell schwer mit der Beantwortung dieser Frage. Da gibt es den Gott des alten Testaments, ein zorniger und rächender Gott, der Sinfluten geschickt, Städte vernichtet und dem Weib von Lot einen gesalzenen Hintern verpasst hat. Man denke an die Geschichte von Abraham, dem um zwei Uhr morgens in Unterhosen stehend vor dem Herrn mitgeteilt wurde, dass die Prüfung seines Glaubens darin besteht, dass er seinen Sohn opfert. Harter Tobak! Oder ist er der Gott des neuen Testaments, der seinen eigenen Sohn am Kreuz sterben ließ, um der Menschheit eine zweite Chance zu geben? Der Gott der Versöhnung und von einer gewissen Altersmilde gezeichnet?

Die Beantwortung dieser Frage ist nicht einfach, denn das Kreuz mit den Göttern ist es ja, das diese ihrem Wesen nach ein lebendes Paradox sind: Durch ihre Erhöhung durch den Menschen nicht nur fähig, sondern auch genötigt, Widersprüche in sich zu tragen. Schwierige Sache, denn ein Paradox ist ja immer dann wahr, wenn es falsch ist und immer dann falsch, wenn es wahr ist. Können die Götter einen Stein erschaffen, den diese selber nicht in die Höhe heben können? Kann Gott unversöhnlich und zur gleichen Zeit zur Vergebung fähig sein? Ich persönlich denke, dass sich die Widersprüche auflösen, wenn man akzeptiert, dass Götter nicht allwissend und der Zeit unterworfen sind.

Die Existenz von Dantes Inferno - die Hölle - macht ja nur dann Sinn, wenn Entscheidungen und Fehlverhalten auf einer freien Willensentscheidung beruhen. Betrachten wir einmal den Klassiker unter den Gleichnissen: Eine Gabelung, zwei Wege. Ein steiniger Weg in den Himmel und den bequemen Weg bergab in die Hölle. Faulheit? Der Rollator hat es nicht gebracht auf dem Weg nach oben? Dann klopft dir einer der Götter auf die Finger für deine falsche Entscheidung und du darfst für die nächsten hundertausend Jahre neben deinem Nachbarn in dem besagten See aus kochendem Blut waten. Und sein Gemecker anhören. Viel Spass dabei! Homerisches Gelächter, Abgang Gott.

Das macht Sinn und muss so als der Willen eines höheren Wesens akzeptiert werden. Sünde, Konsequenzen und all das Zeug. Aber was passiert, wenn einer der Götter allwissend ist? Dann ist jeder Gedanke eines Menschen schon gedacht, alle Entscheidungen schon getroffen und jede Schandtat schon vollbracht, bevor dieser auch nur in die Existenz geworfen wurde, genauer: Der Mensch als solches hat niemals die Chance, sich für den richtigen Weg zu entscheiden. Er ist determiniert und besitzt keinen freien Willen mehr. Bestrafung macht aber nur dann Sinn, wenn es dem Menschen frei steht, falsche Entscheidungen zu treffen und das geht nur, wenn ein Gott nicht allwissend ist. Und das ist kein kein Mangel, denn nur dann kann sich auch ein Gott von einem rächenden, zornigen Wesen zu einem versöhnlichen Gott entwickeln.

to be continued...some day :)

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