Thursday, January 23, 2014

Träume sind Schäume

Ich wiederhole es gerne und oft: Die Nacht ist unmoralisch und wild in ihrer Natur. Und so kommt es, dass der Schlaf der Vernunft manchmal merkwürdige Blüten treibt. Einer meiner letzten Träume war so echt, dass ich zu den altgriechischen Sagen gegriffen und die Verantwortlichen dafür gesucht habe. Hypnos und Morpheus sind die Halunken, der eine für den Schlaf und der andere für den Traum zuständig. Ein äußerst erfolgreiches Vater-Sohn-Gespann, deren Zusammenarbeit von Harmonie geprägt ist. Und dabei ist mir etwas aufgefallen, meine Damen und Herren, dass dies bei den Griechen anscheinend eine seltene Sache ist. Der altgriechischen Überlieferung nach ist die nachfolgende Generation immer die verdorbenste und schlimmste von allen. Der gewöhnliche Jugendliche ist eine Plage und die Schande seiner Eltern und wenn man sich dessen Freunde betrachtet, dann ist der Untergang des Abendlandes nicht weit. Und das hat eine nicht unwichtige Rolle in meinem Traum gespielt.

Tuesday, January 21, 2014

Vocaloids


Da ich letztens von Flann O'Brien und seine Abneigung gegenüber der Poesie berichtet habe,  gestehe ich hier an dieser Stelle ein, dass ich von einer ähnlichen Sache schon seit geraumer Zeit fasziniert bin: Vocaloids und die ganze Community, die darum entstanden ist. Im Prinzip sind Vocaloids virtuelle Avatare einer Stimmsoftware, deren "Stimme" auf mehr oder weniger bekannten wirklichen Sängern beruht. Die Gemeinsamkeit: Beide Produkte bringen Menschen dazu, Ihre kostbare Zeit in der Schaffung neuer und ähnlicher Produkte zu stecken. Zum Guten, wie zum Schlechten. Als ich das erste Mal auf Youtube über ein Live-Konzert gestolpert bin, war die erste Reaktion von mir "Wtf?!". Hunderte von Japaner, die Leuchtstäbe schwingen, abgehen und der bejubelte Star war eine projezierte Anime Figur. "Ok...", dachte ich mir "...es sind Japaner und als solche neigen diese dazu dem Westen befremdliche Sitten und Gebräuchen nachzugehen".

Thursday, January 9, 2014

Poesie ist machbar, Herr Nachbar!

Flann O'Brien. Poesie. Zwei Dinge, die nicht zusammen gehen. Laut dem irischen Dichter und Erfinder der Zwiesprache mit dem einfachen irischen Volk, ist die Poesie die Schlechteste aller Formen der Kunst. Seiner Meinung nach sind 90% der Poesie schlecht, nur schwer zu ertragen und das Schlimmste dabei ist: Schlechte Poesie findet immer Nachahmer und setzt so einen Kreislauf an fürchterlichen Worten in Gang. Eine Produktionskette des Grauens, die im Namen der höheren Kultur ohne Beileid Schneisen in den Verstand vernünftiger Leute schneidet. Das hat natürlich meinen Ehrgeiz geweckt und ich habe versucht mit ernster Miene und einer Feder am Hut schlechte Poesie zu produzieren. Und meiner Treu, es ist nicht einfach! Aber auch Thalia, die für heitere bukolische Poesie die Muse gibt, hat zuweilen einen schlechten Tag, kurz: An dem Tag, an dem sie sich geweigert hat mich zu küssen - Skandal! -, habe ich zum Stift gegriffen und einen auf Kulturproduzenten gemacht. Jawoll! Ich habe Poesie zu Papier gebracht, die mir Schamesröte ins Gesicht getrieben hat. Den Mut, alles der Öffentlichkeit zum Fraße vorzuwerfen, den habe ich nicht aufgebracht. Damit der Leser aber eine Vorstellung von der ganzen Aktion hat, gebe ich eines der Werke des unheiligen Frater Bartmoss zum Besten:

Heute Nacht werden alle Träume wahr
und nur wer mit Mut durch diese Türe geht
Sieht das Licht, dass unser Herz erhellt
Der Scham hält seine Ernte tief in mir
und der Schmerz einer Lust ist zu spüren
Der betrunkener Affe auf der Fensterbank
hält seine Finger in mein Glas mit Bier
Nicht alle Träume werden wahr

Progressiv! Eine Poesie des Gefühls! Aufklärung über gesellschaftliche Ungerechtigkeit, die ein jeder mit Zorn in seinem Herzen verspürt! Die Vollkommenheit der geschriebenen Kunst in einer babarischen Sprache verfasst, aber doch: Romantik pur. Verhaltener Applaus aus der dritten Reihe krönt den Versuch ein Dichter zu sein. Aber seht da! Schon springt ein Teil des Volkes auf, verräterisches Glimmen in den Augen.... denn heute Nacht wird ein Traum für sie noch wahr: Die Wandlung von einem gewöhnlichen Menschen zu einem Denker und Dichter. Denkste.