Thursday, January 9, 2014

Poesie ist machbar, Herr Nachbar!

Flann O'Brien. Poesie. Zwei Dinge, die nicht zusammen gehen. Laut dem irischen Dichter und Erfinder der Zwiesprache mit dem einfachen irischen Volk, ist die Poesie die Schlechteste aller Formen der Kunst. Seiner Meinung nach sind 90% der Poesie schlecht, nur schwer zu ertragen und das Schlimmste dabei ist: Schlechte Poesie findet immer Nachahmer und setzt so einen Kreislauf an fürchterlichen Worten in Gang. Eine Produktionskette des Grauens, die im Namen der höheren Kultur ohne Beileid Schneisen in den Verstand vernünftiger Leute schneidet. Das hat natürlich meinen Ehrgeiz geweckt und ich habe versucht mit ernster Miene und einer Feder am Hut schlechte Poesie zu produzieren. Und meiner Treu, es ist nicht einfach! Aber auch Thalia, die für heitere bukolische Poesie die Muse gibt, hat zuweilen einen schlechten Tag, kurz: An dem Tag, an dem sie sich geweigert hat mich zu küssen - Skandal! -, habe ich zum Stift gegriffen und einen auf Kulturproduzenten gemacht. Jawoll! Ich habe Poesie zu Papier gebracht, die mir Schamesröte ins Gesicht getrieben hat. Den Mut, alles der Öffentlichkeit zum Fraße vorzuwerfen, den habe ich nicht aufgebracht. Damit der Leser aber eine Vorstellung von der ganzen Aktion hat, gebe ich eines der Werke des unheiligen Frater Bartmoss zum Besten:

Heute Nacht werden alle Träume wahr
und nur wer mit Mut durch diese Türe geht
Sieht das Licht, dass unser Herz erhellt
Der Scham hält seine Ernte tief in mir
und der Schmerz einer Lust ist zu spüren
Der betrunkener Affe auf der Fensterbank
hält seine Finger in mein Glas mit Bier
Nicht alle Träume werden wahr

Progressiv! Eine Poesie des Gefühls! Aufklärung über gesellschaftliche Ungerechtigkeit, die ein jeder mit Zorn in seinem Herzen verspürt! Die Vollkommenheit der geschriebenen Kunst in einer babarischen Sprache verfasst, aber doch: Romantik pur. Verhaltener Applaus aus der dritten Reihe krönt den Versuch ein Dichter zu sein. Aber seht da! Schon springt ein Teil des Volkes auf, verräterisches Glimmen in den Augen.... denn heute Nacht wird ein Traum für sie noch wahr: Die Wandlung von einem gewöhnlichen Menschen zu einem Denker und Dichter. Denkste.


4 comments:

  1. ich hab es mir schlimmer vorgestellt...

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  2. Der Dichterlehrling

    Schreibe, schreibe,
    manche Scheiße,
    das zum Fleiße,
    Jeder lache,
    und mit reichem, vollem Leibe,
    aus dem Traume man erwache.

    In die Ecke,
    Dichter, Dichter!
    Nie gewesen.
    Denn ein Leser,
    sagt euch nur zu diesem Zwecke
    wenn dann macht es mit Finesse.

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    1. Ah, gegrüßt sei der Berufene mit dem verdächtigem Glimmen in den Augen :)

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    2. Was ein schlauer Bub' !
      Dann gib nun auf dein Gretchen gut acht ;-)

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