Monday, November 17, 2014

A sad song from the trash heap called life

Hallo meine lieben Leser! Es ist Montag, das Wetter scheußlich, der Tee kalt und der Kühlschrank leer. Kurzum, ich bin in der perfekten Stimmung, um mich wieder einmal in der Kunst des "Rants" zu üben. Auf Deutsch: Mit der schartigen Axt der Hausfrauen-Rhetorik auf ein Thema einschlagen, bis der letzte Zuhörer eilig die Flucht ergriffen hat! Das heisst, dass Ungerechtigkeit und boshafte Worte Pate gestanden sind bei diesem Pamphlet! Zittert also in euren Stiefeln, gewöhnliche Sterbliche!

Nun, so schlimm wird es dann doch nicht. Auf einer schon legendären Feier, auf der ich vor nicht allzu langer Zeit war, haben sich einige Singles in dem Alter herumgetrieben, in dem man einen Versorger für den letzten Versuch "Kinder" sucht. Meine Strategie, damit ich der kompletten Check-Liste entgehe, ob ich der "Mr. Right" dafür bin, ist eine einfache: Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit einem Hilfsarbeiterjob in einem Callcenter und kombiniere diese Aussage mit dem Rausstrecken meines Bauches, was im Regelfall einen schnellen Rückzug der Suchenden zu Folge hat. 

Leider weist diese Behauptung für einige Menschen mehr als ein Körnchen bitterer Wahrheit auf. Mit dem geschriebenen Wort verdient man heute nur noch mäßig bis gar nicht. Es sitzen genügend Menschen aus der Schreiberzunft in einem der lustigen "Cubicles" der Callcenter und verdienen damit im Regelfall mehr, als ein Schreiber auf dem freien Markt.

Das mikrige Salär der meisten freien Schreiber im Hinterkopf, hat sich das Verlagshaus "Gruner + Jahr" vor nicht allzu langer Zeit einen sinistren Plan ausgedacht. Fast alle der fest angestellten Redakteure der "Brigitte" wurden mit einem Hinauswurf beglückt und dürfen nun ihre Texte und Beiträge freiberuflich einem Kompetenzteam vorlegen, dass die Zeitschriften erstellt, genauer: In Zukunft wird lediglich ein Rumpfteam eine Auswahl aus den Textangeboten freier Journalisten treffen. 

Und nur damit ich nicht falsch verstanden werde: Selbstverständlich steht es jedem Unternehmen frei, Sparmaßnahmen über den Rausschmiss von Mitarbeitern zu realisieren. Es ist nicht nur der schnellste und einfachste Weg strategische Fehlentscheidungen und lahmende Finanzkraft auszugleichen, sondern lehrt den überzahlten Schmierfinken in den Redaktionen dieser Welt eine wichtige Lektion über Demut. Die Macht des freien Marktes manifestiert sich in der Fähigkeit des Managements Fehlentscheidungen auf dem Rücken einfacher Angestellter auszutragen, damit die eigenen Bonuszahlungen nicht in den Keller gehen.

Auch wenn das natürlich jetzt eine unqualifizierte Feststellung war, die nichts mit der gelebten Kultur größerer Unternehmen der Gegenwart zu tun hat - Doppelschwör! -, gab es für diese Art der Sanierung schon Beispiele in der Vergangenheit. Findiges Unternehmervolk hatte beispielsweise ganze Callcenter geschlossen, um kurz darauf die gleichen Mitarbeiter zu schlechteren Konditionen oder gleich über Zeitarbeitsfirmen wieder einzustellen. Hmm, vielleicht ist diese Branche auch nicht das Gelbe vom Ei, um als Schreiberling sein Geld zu verdienen.... 

Aber das Perfide an der ganzen Sache ist nicht der Wunsch nach einer Gewinnmaximierung oder die heimliche Erwartung, dass die zur Tür rausgetretenen Mitarbeiter für viel weniger Geld weiterhin brav ihre Texte den Zeitschriften anbieten. Nein, das Perfide ist die Poesie des lauteren Kapitalismus, mit der diese Schweinereien begleitet werden. Das Bullshit Bingo, mit der fragwürdige Entscheidungen gerechtfertigt werden. 

Teile davon kann man in der "Taz", "Süddeutschen" oder einer anderen digitalen Quelle des Vertrauens nachlesen: Die Gestaltung soll von "von einem agilen, kreativen und flexiblen Kompetenzteam aus gedacht und produziert" werden und man glaubt, dass "hohes journalistisches Niveau, genaue Recherche, hervorragende Texte" weiterhin die Merkmale der Zeitschriften ohne fest angestellten Redakteure sind. Das ist nicht nur ein gerüttelt Maß an Hohn und Spott, der den nun "freien" Mitarbeitern mit auf den Weg gegeben wird, sondern Hybris in ihrer reinsten Form.

In diesem Sinne! Per aspera ad astra!

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