Thursday, November 13, 2014

Beyond Earth



Mein erster subjektiver Eindruck: Sid Meier's Civilization Beyond Earth [PC] hat das Potential ein großartiges Spiel zu sein, aber bis dahin werden es wohl noch ein oder zwei Erweiterungen werden. Das Setting stimmt, Grafik und Design ist schick und die Entwickler haben sich einige Mühe mit den Hintergründen der Fraktionen gemacht. Das UI ist tauglich, hat aber Schwächen bei einigen elementaren Spielmechaniken, wie zum Beispiel die Zuweisung von Handelsrouten ab einer gewissen Anzahl von Städten.  Mir persönlich gefallen vor allem ein paar Neuerungen, die es von den bisherigen Civilisation Titeln abhebt: Zum Beispiel Quests, die an gebaute Gebäude gekoppelt sind und der neue Forschungsbaum, der mehr Freiheiten zuläßt, als das lineare Design seiner Vorgänger. Klasse Sache! Einer der Veränderungen, die einiges an Potential mit zukünftigen Patches hat, findet man am Anfang des Spieles. Man wählt nicht mehr nur den einen "Maximo Leader" aus, sondern baut sich Schritt für Schritt seine Wunschfraktion zusammen und schickt diese dann in Richtung des neu entdeckten Planeten. Um meinen gesamten Eindruck zusammenzufassen: Beyond Earth macht vieles richtig und wenig falsch. Leider sind die wenigen falschen Entscheidungen in Sachen Spieldesign schwerwiegender, als es die ersten 100 Runden des Spieles erahnen lassen....


Die ersten Runden im Spiel machen richtig Spass: Nachdem das Raumschiff gelandet ist, geht es in die Wildnis um Artefakte und abgestürzte Satelliten auszugraben, Behälter für Resourcen zu plündern und den Aliens aus dem Weg zu gehen. Es stehen auch schnell die ersten Entscheidungen an, in welche Richtung die Kolonie sich entwickeln soll: Harmony, Supremacy oder Purity. Diese drei Affinitäten spiegeln grob die Ausrichtung wieder, auf welche Art und Weise die neue Kolonie mit dem Planeten und den Aliens umgeht. Die Wahl zieht ein paar Konsequenzen nach sich, wie zum Beispiel Siegbedingungen oder das Aussehen und die Boni der Spezialtruppen, die nach und nach mit der Erhöhung eines Affinitätlevels freigeschaltet werden. Es hat natürlich auch Auswirkungen auf die Diplomatie, denn die Anhänger der Reinheit der menschlichen Rasse auf dem Planeten sind zum Beispiel nicht begeistert, wenn man dem Menschen ein genetisches Neudesign mit Alien DNA verpasst.

Und damit kommen wir zu einem der Punkte, die mich persönlich besonders enttäuscht haben. Die Diplomatie wurde - bis auf sehr kleine Änderungen im Detail - aus Civilisation V übernommen, in der diese zwar nicht besonders anspruchsvoll war, jedoch eine Daseinsberechtigung hatte. In Beyond Earth fehlt die Daseinsberechtigung, und Diplomatie hat so einen geringen Einfluss, dass man diese komplett ignorieren kann. Netter Fluff, aber bedeutungslos und das ist zuwenig für ein Spiel, dass sich als heimlicher Nachfolger von Alpha Centauri sieht. Vor allem den Anführern der Fraktionen fehlt "Persönlichkeit" und ein eigener Charakter. Es sind hübsche Animationen mit ein paar Statistiken im Hintergrund und sind kein Vergleich zu einem Montezuma in Civilisation oder Sister M. Godwinson in Alpha Centauri, die als direkte Nachbarn eine Plage sein konnten. Nun, wenn die Waffen dann doch sprechen sollten, ist das nichts, was ein menschlicher Spieler fürchten müsste. Es wurde die etwas schwachbrüstige KI aus Civ5 mit übernommen, die mit vielen Spielmechaniken ihre Schwierigkeiten hat. Die KI kann immer noch nicht mit "1 Einheit pro Feld" umgehen oder beispielsweise die Boni von Einheiten richtig einzusetzen. Da Diplomatie und Kampf nicht unwichtig in solchen Strategiespielen sind, ist das einfach nur ärgerlich.

In need of Vertical Farming...

Langjährigen Veteranen der Civilisation Reihe empfehle ich zumindest auf die erste Erweiterung zu warten, denn viele werden vom Schwierigkeitsgrad entäuscht sein. Auch auf höchster Schwierigkeitsstufe stellt die KI keine Herausforderung dar und die Diplomatie ist bedauerlich schlecht. Obwohl die Hintergründe der Fraktionen gut ausgearbeitet sind, kann das Spiel nicht wirklich eine spannende Geschichte von der Kolonisierung eines fremden Planeten erzählen. Selbst wenn man die romantischen Vorstellungen abzieht, die sich mit den Erinnerungen an Alpha Centauri verknüpfen, fehlt Beyond Earth einfach der Charme des Vorgängers.

Gut gelungen sind jedoch die Möglichkeiten im Ausbau einer Kolonie. Für jede Art von Geländefeld gibt es Verbesserungen, die durch diverse Forschungen freigeschaltet werden können, und es erlauben, die Kolonie nach seinen eigenen Vorstellungen zu formen. Das Zusammenspiel zwischen Gelände, Social Policies (ahem: Vitues), den Handelsrouten, der Forschung und dem Questsystem ist gut gelungen und erlaubt einiges an unterschiedlichen Strategien. Wer gerne Bautrupps bewegt und an der Optimierung von Forschung, Industrie und Wachstum der Städte arbeitet oder die ersten Schritte in einem rundenbasierten Strategiespiel macht, kann durchaus den Kauf riskieren. Zudem geht das Gerücht um, dass der Hersteller am ersten Patch arbeitet, der einige Probleme und Bugs beheben soll - es gibt also Hoffnung!



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